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Vertreibung aus Dolgen 1945

Anmerkung:

2021 habe ich im Rahmen meiner Ahnenforschung meine Tante 2. Grades finden und mit ihr telefonisch in Kontakt treten können. Tante Inge ist Jahrgang 1933 – also ein Jahr älter als mein Vater.

Geboren wurde sie in Dolgen und und erzählte mir, wie es ihnen nach Kriegsende in Dolgen erging.

Während mein Vater mit Familie im Februar 1945 von jetzt auf gleich aus Stargard flüchtete, verblieben die Angehörigen aus und in Dolgen davon ohne Nachricht und Kenntnis. Dafür gab es einfach keine Möglichkeit mehr.

In und um Dramburg und für die Vertreibung waren polnische Einheiten im Armeeverbund der Roten Armee, nämlich Teile der 4. Infanteriedivision der 1. Armee des polnischen Heeres unter dem Befehl der 1. Belorussischen Front der Roten Armee zuständig.

Ohne dies weiter bewerten zu wollen bedarf es aber der Erwähnung, dass diese Einheiten und die folgende polnische Verwaltung für die komplette Vernichtung von allem, was auch nur mit "Deutsch" in Verbindung zu bringen gewesen ist, verantwortlich war. So wurden auch alle amtlichen Dokumente gezielt vernichtet - ohne Einfluss von aktiven Kampfhandlungen - was es uns als Ahnenforscher sehr schwer macht. Selbst in anderen Regionen wurde eine derartige umfassende Vernichtung mit keiner solchen Akribie betrieben, wie im Kreis Dramburg.

Aus der Erinnerung erzählt von Ingetraut Hoppe (†), damals 12 Jahre alt: Vertreibung aus Dolgen im Dezember 1945

Die Bewohner von Dolgen erlebten das Kriegsende durch Einmarsch polnischer Streitkräfte unter dem Banner der Roten Armee.

Nach Kriegsende herrschte sehr große Unsicherheit über das, was kommen wird und wie es weitergehen würde.

Bewohner sind nach meiner Erinnerung nicht geflüchtet, wenn, dann nur wenige. Der Krieg war endlich vorbei. Aber der Alltag für die Eltern ging weiter.

Diese Unsicherheit über die Zukunft, gepaart mit der Ungewissheit über den Verbleib von Familienangehörigen aus Stargard und Falkenburg, fand Anfang Dezember 1945 ein plötzliches Ende.

Bei weit über minus 10 Grad Kälte wurden wir von polnischen Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett morgens um 6 Uhr aus den Häusern getrieben.

Die einen noch im Schlaf, die anderen während der Arbeit in den Stallungen.

Mit nichts weiter bekleidet als der Arbeitskleidung und Nachtwäsche. Alles, selbst die Nachtwäsche und das Schuhwerk musste bis auf die Unterwäsche und Socken ausgezogen werden.

Nachdem die ganze restliche deutsche Dorfbevölkerung zusammengetrieben wurde ging es bei der Kälte zu Fuß auf Socken nach Dramburg zum Bahnhof. Hier wurden wir in Viehwaggons gesperrt und nach Westen transportiert.

Wie wir das überstehen konnten? Ich weiß es nicht, aber es war die Hölle in kalt!

Wir landeten dann im Nordwesten Berlins, in Brandenburg und damit im späteren Staatsgebiet der DDR.

Die Grabstätten der deutschen Bevölkerung auf dem Friedhof in Dolgen waren wohl noch bis in die Mitte der 80er Jahre vorhanden. Unserer Familie war es möglich aus der DDR nach Polen zu reisen. So konnten wir immer mal wieder in unser Heimatdorf und auch den Friedhof besuchen.

Die Grabstätten wurden dann aber doch zerstört. Nicht einfach eingeebnet und neu angelegt, sondern die Grabsteine einfach zerschlagen und sich selbst überlassen. Überwuchert und verwittert liegen sie immer noch da, aber nicht mehr lesbar.

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